Die Franklin-Expedition, ein Abenteuer, das in den Weiten der Arktis begann und in einem Albtraum endete, fasziniert und schockiert auch heute noch, mehr als 150 Jahre nach ihrem katastrophalen Scheitern. Was als ehrgeizige britische Mission begann, endete in einer Tragödie, die selbst die härtesten Abenteurer verstummen lässt. Unter der Leitung von Sir John Franklin stach die Expedition 1845 mit zwei Schiffen in See, um die sagenumwobene Nordwestpassage zu finden – ein Seeweg, der Europa und Asien über die Arktis verbinden sollte. Doch das Eis des kanadischen Nordens sollte zum tödlichen Gefängnis für die Männer werden, die letztendlich in eine Abwärtsspirale aus Kälte, Hunger und Wahnsinn gerieten.
Franklin-Expedition:: Der Kommandant und sein Schicksal
Unter den 129 Männern, die sich auf das Abenteuer eingelassen hatten, befand sich James Fitzjames, Kommandant der „HMS Erebus“. Sein Schicksal ist erst kürzlich durch die Arbeit von Anthropologen erhellt worden, die seine sterblichen Überreste identifiziert haben. Douglas Stenton von der University of Waterloo leitete die Untersuchungen, die erschütternde Details ans Licht brachten: Fitzjames‘ Knochen wiesen zahlreiche Schnittspuren auf – ein klares Indiz für den Kannibalismus, der in den letzten Tagen der verzweifelten Expedition wütete. Es ist eine makabre Entdeckung, die das Grauen dieser letzten Stunden untermalt. Fitzjames, ein Mann von hohem Rang, wurde nach seinem Tod in der gleichen Weise „verwertet“ wie die anderen gestrandeten Seeleute. Kälte, Hunger und Hoffnungslosigkeit ließen Rang und Status unbedeutend werden.
Die Knochen, die auf King William Island gefunden wurden, tragen nicht nur die Narben von Hunger und Wahnsinn, sondern auch die Geschichte eines erbitterten Überlebenskampfes. Fitzjames selbst hinterließ im April 1848 eine letzte Notiz, als noch 105 Männer lebten. Diese Notiz, eines der wenigen Zeugnisse der letzten Tage, zeigt, dass Fitzjames, trotz seines Status, ebenfalls in die tiefe Verzweiflung des Scheiterns hinabgezogen wurde.
Das tödliche Gefängnis aus Eis
Die Expedition erreichte ihren Wendepunkt, als die „HMS Erebus“ und die „HMS Terror“ im September 1846 im Packeis festsaßen. Diese Schiffe, einst Symbole britischer Macht und Entdeckungsfreude, wurden zu Särgen aus Holz und Stahl, gefangen im frostigen Griff der Arktis. Nach Franklins Tod im Jahr 1847 begannen die überlebenden Männer ihren aussichtslosen Marsch in die Freiheit, doch das Eis, die Krankheiten und der Hunger waren erbarmungslos.
Jahrzehnte später wurden ihre Knochen von Archäologen entdeckt, verstreut über die unwirtliche Insel King William Island. Viele von ihnen, wie Fitzjames, waren der Verzweiflung des Kannibalismus verfallen – ein grausiges Zeugnis der Extremsituationen, denen sich diese Männer in den letzten Momenten ihres Lebens gegenüber sahen.
Heute ruhen Fitzjames‘ Überreste in einem Steinhaufen, versehen mit einer Gedenktafel, nahe der Fundstelle. Es ist ein stiller, ernüchternder Ort, der daran erinnert, dass die ungezähmte Natur selbst die kühnsten Entdecker zu Opfern machen kann – ein düsteres Denkmal für die Männer, die in der Arktis alles verloren haben.
Dieses Abenteuer, das einst von großen Hoffnungen geprägt war, endete in einer Tragödie, die an die Grenzen des Menschseins rührt – eine Erinnerung daran, dass die Natur unbarmherzig und voller Gefahren ist, selbst für die mutigsten Männer, die sich ihr entgegenstellen.
Leave a Comment