Wegen eines technischen Fehlers hatten Nutzer vor kurzem die einmalige Möglichkeit, das nordkoreanische Internet zu erkunden – und waren erstaunt. Die stark zensierte Online-Welt umfasst weniger Websites als das das Internet im Spiel „GTA V“.
Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un kontrolliert das Internet seines Landes strikt. Ausländische Webseiten sind gesperrt, und die 24 Millionen Einwohner müssen sich mit den nordkoreanischen Seiten begnügen – vorausgesetzt, sie haben überhaupt Zugang zum Internet. So gibt es auch Beweise, dass die „ausgeliehenen“ nordkoreanischen Soldaten, im Krieg zwischen Russland und der Ukraine, sich an der Front einem erhöhten Porno-Konsum hingeben.
Nordkorea verfügt erst seit 2007 über eigene Internet-Domains
Das Land hat relativ spät Anschluss an die Internet-Entwicklung gefunden. Bereits 2004 stellte Nordkorea einen Antrag auf eine eigene länderspezifische Top-Level-Domain (ccTLD). Die Endung „.kp“ ist jedoch erst seit Ende 2007 offiziell verfügbar.
Da nur wenig über die interne Internet-Struktur Nordkoreas bekannt ist, ist es schwierig, deren Umfang zu bewerten. Erst ein Fehler in der Konfiguration eines Nameservers – also eines Servers, der Namen in IP-Adressen übersetzt – erlaubte es einer Gruppe von Programmierern, auf das Domain-Name-System (DNS) Nordkoreas zuzugreifen. Die Gruppe „TLD Records“ führte einen sogenannten Zonentransfer durch und konnte so eine Kopie der DNS-Daten erstellen.
Die entdeckten Informationen wurden auf der Entwicklerplattform Github veröffentlicht. Dies ist das erste und bislang einzige Mal, dass Außenstehende Einblick in das tatsächliche Ausmaß des nordkoreanischen Internets erhielten.
Insgesamt gibt es nur 28 Domains mit der Endung „.kp“. Zum Vergleich: In Deutschland existieren mehr als 17 Millionen Domains mit der Endung „.de“. Sogar das Videospiel „Grand Theft Auto V“ enthält mit 86 fiktiven Internet-Seiten mehr Inhalte als das gesamte nordkoreanische Internet.
Welche Internetseiten gibt es in Nordkorea?
Die auf Github veröffentlichten 28 Domains umfassen unter anderem eine Kochrezepte-Seite, eine Film-Plattform, ein Reisebüro, eine Versicherung, die staatliche Fluglinie, die Webseite einer Universität und Nachrichtenportale, die intensive Propaganda für das Regime von Kim Jong-un betreiben.
Ein Beispiel für eine dieser Propaganda-Seiten ist „Stimme Koreas“, die sogar auf Deutsch verfügbar ist. Einige der Domains können jedoch nur mit einer nordkoreanischen IP-Adresse aufgerufen werden oder dienen internen Zwecken. Dennoch ermöglichen sie einen einzigartigen Einblick in die Internetwelt Nordkoreas und die allgegenwärtige Kontrolle durch das Regime, das die Bevölkerung mit harter Hand regiert.
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