Geliebt oder gehasst – das Münchner Oktoberfest polarisiert. Während die einen sich Urlaub nehmen, um täglich auf der Theresienwiese zu feiern, meiden die anderen den Ort in der zweiten Septemberhälfte.
Dass in dieser Zeit die Straßen Münchens von Menschen aus aller Welt in Lederhosen und Dirndln belebt sein werden, ist keine Überraschung. Doch die folgenden, teils kuriosen Fakten über das weltweit größte Volksfest, die wir zusammengetragen haben, dürften es durchaus sein.
Von der königlichen Hochzeit zum größten Volksfest der Welt
Das Oktoberfest geht auf ein Pferderennen zurück, das am 17. Oktober 1810 anlässlich der Hochzeit von Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese stattfand. Ein Gemälde von Wilhelm Alexander Wolfgang von Kobell zeigt die Veranstaltung auf der großen Wiese, die der Braut zu Ehren „Theresiens Wiese“ getauft wurde – später einfach Theresienwiese genannt.
Skurrile Attraktionen: Völkerschauen und Eisbären
Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Pferderennen zu einem Volksfest, das von Wettschießen bis zu skurrilen Schaustellerattraktionen alles bot. Carl Gabriel, einer der berühmtesten Schausteller, brachte Anfang des 20. Jahrhunderts neue Fahrgeschäfte wie das Teufelsrad oder die erste amerikanische Achterbahn von 1908 auf die Wiesn. Berüchtigt war er allerdings für seine „Exotenshows“, bei denen er Menschen aus fernen Ländern zur Schau stellte. 1901 präsentierte er ein „Beduinenlager“, 1928 folgten „Das Sudanesendorf“ und die „Riesen-Völkerschau“ mit 200 Menschen aus Afrika, China und Japan.
Im Jahr 1907 ließ der Hamburger Zoodirektor Carl Hagenbeck 70 Eisbären nach München bringen, um sie die Besucher mit Kunststücken, wie dem Rutschen auf schmalen Bahnen, zu unterhalten. Heute undenkbar, damals eine Sensation. Solche fragwürdigen Tierdarbietungen zogen sich bis in die 1970er Jahre: 1970 wurde der Orca „Wally“ in einem kleinen Becken auf dem Oktoberfest zur Schau gestellt, wo er den Strapazen erlag.
Einstein und die Wiesn-Beleuchtung
Auch technisch ging das Oktoberfest mit der Zeit. 1896 wurde das Schottenhamelzelt erstmals elektrisch beleuchtet – und kein Geringerer als der junge Albert Einstein, damals 17 Jahre alt, spielte dabei eine Rolle. Als Lehrling in der Elektrofirma seines Vaters half er, die Glühbirnen für die Beleuchtung zu montieren.
Das Schottenhamel: Das traditionsreichste Zelt
Das Schottenhamel ist das älteste Zelt auf der Wiesn. Es begann 1867 mit 50 Sitzplätzen und bietet heute Platz für 10.000 Gäste. Im Sommer 1872 erfand die Familie Schottenhamel das Oktoberfestbier – ein kräftigeres Bier mit mehr Hopfen und einem Alkoholgehalt von 6 Prozent. Eine weitere Tradition wurde 1950 begründet: Der damalige Münchner Bürgermeister Thomas Wimmer zapfte das erste Fass Wiesn-Bier an und rief „O’zapft is!“, womit seither offiziell das Fest eröffnet wird.
Der blutigste Terroranschlag der Bundesrepublik
Das Oktoberfest, eigentlich ein Symbol für Freude und Geselligkeit, wurde am 26. September 1980 Schauplatz des bis dahin schlimmsten Terroranschlags in der Bundesrepublik. Eine Bombe an der Nordseite der Theresienwiese tötete 12 Menschen und den Attentäter. Über 200 Menschen wurden verletzt. Der Täter, der 21-jährige Student Gundolf Köhler, war Mitglied der rechtsextremen „Wehrsportgruppe Hoffmann“. Lange wurde der rechtsextreme Hintergrund des Anschlags verharmlost. Erst nach Wiederaufnahme der Ermittlungen 2014 und deren Abschluss 2020 wurde der Anschlag als rechtsextremistisch eingestuft.
177 Ochsen und mehr als 6,5 Millinen Liter Bier
Neben dem Bier geht es auf dem Oktoberfest auch um deftiges Essen. 2022 wurden unter anderem 177 Ochsen, 400.000 Brathähnchen und 220.000 Schweinswürstel verkauft. Auch die fleischlosen Gerichte kamen an: 400 von 1.000 Currywurst-Bestellungen und 200 von 1.000 Weißwurst-Bestellungen waren vegan.
Im Jahr 2023 wurden auf dem Oktoberfest in München insgesamt etwa 6,5 Millionen Maß Bier ausgeschenkt. Die Menge des ausgeschenkten Bieres ist jährlich Schwankungen unterworfen, jedoch innerhalb der letzten 40 Jahre tendenziell gestiegen. Das meiste Bier wurde im Jahr 2014 mit rund 7,7 Millionen Maß ausgeschenkt. Das Maß kostet im Jahr 2024 übrigens zwischen 13,60 und 15,30 Euro und ist damit erneut teurer geworden.
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