Isaac Wright (29) war als US-Fallschirmspringer im Nahen Osten im Einsatz. Nach seiner Rückkehr fühlte er sich innerlich leer und ausgebrannt. Im Jahr 2018 streifte er eines Nachts durch Houston (Texas) und entdeckte ein im Bau befindliches Hochhaus mit 75 Stockwerken. Spontan kletterte er bis ganz nach oben – und fühlte sich zum ersten Mal seit Langem wieder lebendig.
„Ich war voller Leben. Ich erinnere mich, dass ich dachte: ‚Mein Gott, ich weiß nicht genau, was es ist – aber ich muss damit weitermachen‘“, erzählte er der New York Times, die seine Geschichte veröffentlichte. Oben angekommen, schoss er Fotos und postete sie auf seinem Instagram-Kanal „driftershoots“. Für ihn war das wie eine Therapie.
Wie alles begann: seine Karriere als Kletterer
Nach einer schweren Knöchelverletzung bei einer Fallschirmlandung wurde er 2020 aus gesundheitlichen Gründen ehrenhaft aus der Armee entlassen. Von da an konzentrierte er sich ganz auf das Klettern und Fotografieren.
Mit einem alten Volvo und Zeltausrüstung reiste er quer durchs Land. Die erste Nacht verbrachte er auf einem Brückenpfeiler über dem Mississippi.
Er durchquerte die halben Vereinigten Staaten, lebte von Gelegenheitsjobs wie Essenslieferungen und seiner kleinen Militärpension – und folgte seiner Leidenschaft. Bei einer Aktion über dem Detroit-Fluss musste er sich 45 Meter über dem Wasser mit bloßer Muskelkraft an einer eiskalten Metallleiste nach oben ziehen. Zurückgehen war keine Option – also zog er es durch.
Mit Sturmgewehren und Spürhunden gejagt
Später im Jahr 2020 beobachteten Polizisten, wie er ein weiteres Hochhaus in Cincinnati erklomm. Sie versuchten, ihn zu fassen – doch Wright hatte gelernt, wie man sich seinen Verfolgern entzieht, und konnte entkommen.
Ein Aufkleber mit seinem Instagram-Namen an der Spitze des Gebäudes verriet ihn schließlich. Die Behörden warfen ihm vor, nicht nur sich selbst, sondern auch andere in Gefahr zu bringen.
Die Polizei setzte einen Hubschrauber, Sturmgewehre und Spürhunde ein, um ihn zu schnappen. Da er die Kaution von 400.000 Dollar nicht bezahlen konnte, kam er für vier Monate in Einzelhaft – 23 Stunden täglich. Ihm drohten bis zu 50 Jahre Gefängnis.
Von der Zelle zur Galerie
Nachdem ein Richter die Kaution auf 10.000 Dollar senkte, kam er frei – und machte dort weiter, wo er aufgehört hatte: beim Klettern. „Das System wollte mir einreden, mein Traum sei eine Krankheit“, sagte er der New York Times. „Aber ich habe das nie geglaubt.“
Am Ende entschieden Gerichte in vier Bundesstaaten, dass er keine Gefahr darstelle – und sprachen ihn frei.
In der NFT-Kunstwelt wurden seine Fotos zu gefragten Sammlerstücken. Innerhalb kürzester Zeit verdiente er damit 10 Millionen Dollar.
Ab dem 15. Mai zeigt die renommierte Robert Mann Gallery in New York – eine der bedeutendsten Foto-Galerien der Welt – seine Werke. Isaac Wright hat es ganz nach oben geschafft. Und doch ist er bescheiden geblieben: Als er gefragt wird, ob man seine Bilder zeigen dürften, antwortete er schlicht: „Ja, das geht, danke!“
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